Chan Wah Shun, der erste Lehrer Yip Mans

 Chan Wah Shun der Geldwechsler, wurde also zum Nachfolger Leung Jans. Manche mit der chinesischen Tradition nicht so vertraute Leser hätten sicher erwartet, dass einem von Leung Jans eigenen Söhnen – Leung Tsun oder Leung Bik – diese Position zugestanden hätte. Tatsächlich gibt es so eine Thronfolge im chinesischen Kung-Fu nicht! Meist trainieren die Söhne von Großmeistern weniger hart als die anderen Schüler, da sie nicht so motiviert sind, sondern sich eher in Opposition zu ihrem Vater befinden. Natürlich hätte ein Vater lieber sein eigenes Fleisch und Blut zum Nachfolger, deshalb macht er es seinem Sohn oft leichter, höhere Techniken zu lernen. Aber der Sohn ist mit dem reinen Wissen zufrieden – nach dem Motto: „Ich weiß etwas, was du nicht weißt.“ Aber er handelt nicht nach dem Dichterwort: „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“ Meist wird er zum Besserwisser, der zwar zu faul zum Üben ist, so dass er nur theoretisch etwas weiß, aber in Wirklichkeit nichts kann und auf die fleißigen Schüler seines Vaters eifersüchtig ist. So wurde nicht einer von Leung Jans Söhnen dessen Nachfolger, sondern Chan Wah Shun. So wurde nicht Chan Wah Shuns Sohn Chan Yu Min dessen Nachfolger, sondern Yip Man. So ist nicht einer von Yip Mans Söhnen (von denen zwei wing chun lernten) derjenige, der WingTsun am besten in der Welt bekannt macht, sondern Leung Ting. Ebenso praktiziert zwar Leung Tings Sohn Kung-Fu, aber eine Thronfolge vom Vater auf den Sohn gibt es im WingTsun nicht. Ähnliches gilt im übrigen auch für andere chinesische Kampfkünste, bei denen es aufs Können ankommt. Chan Wah Shun hatte keine eigene Schule, sondern er mietete sich Räume nach Bedarf. Währdend der 36 Jahre, die er unterrichtete, hatte er insgesamt nur 16 Schüler gehabt, unter ihnen seinen Sohn, Chan Yu Min. Chan Yu Min war ein verzogenes Kind, das sich zum Missvergnügen seines Vaters am liebsten mit jugendlichen Kriminellen seines Ortes prügelte. Deshalb nahm Chan Wah Shun davon Abstand, seinem Sohn die höchsten WingTsun-Techniken beizubringen. Statt dessen zeigte er sie aber seiner Schwiegertochter. So kam es, dass Chan Yu Mins Frau viel besser kämpfen konnte als er, so dass Chan Yu Min später von seiner Frau und anderen Meistern lernen musste, was sein Vater ihm nicht zeigen wollte. Chan Yu Min war jedoch besonders geschickt im Umgang mit dem Langstock. Deshalb errang er bei einem Kampfkunst-Turnier der sieben Provinzen den Titel „Langstock-König der sieben Provinzen“ und erhielt als Sieger einen gigantischen Langstock, auf dem sein Name und Titel eingraviert war. Als er Jahre später seine eigenen Schule eröffnete, brachte er diesen Langstock über der Tür an, um Schüler zu werben.

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