Von Yim Wing Tsun bis Wong Wah Bo

Yim Wing Tsun und ihr Mann Leung Bok Chau

 

Yim Wing Tsun heiratete schließlich doch ihren Verlobten Leung Bok Chau und gab die Kampfkunst-Methode, die sie von Ng Mui erlernt hatte, an ihn weiter. Leung Bok Chau hatte bereits vor ihrer Hochzeit Kung-Fu trainiert, deswegen hörte er seiner Frau anfangs auch kaum zu, wenn sie über die Theorie der Kampfkunst sprach. Natürlich glaubte er, dass eine Frau zu schwach sei, um ein ernstzunehmender Gegner für einen Mann zu sein. Doch einmal fand Wing Tsun die Gelegenheit, ihm ihr Können praktisch zu beweisen, und so oft sie zusammen kämpften, wurde Leung Bok Chau von ihr besiegt. Erst dann erkannte er, dass seine Frau eine große Meisterin der Kampfkunst war. Ihr zu Ehren nannte er dieses Kung-Fu-System später „Wing Tsun Kuen“. Leung Bok Chau trainerte regelmäßig mit seiner Frau, bis er selbst ein Meister dieser Kampfkunst geworden war.

Leung Bok Chau gibt das Wing Tsun-System an Leung Lan Kwai weiter

 

Später gab Leung Bok Chau das System an Leung Lan Kwai weiter, einem Kräuter- und Knochenarzt, der seine Kung-Fu-Kenntnisse für sich behalten und niemals publik machen wollte. Nicht einmal seine Verwandten und engsten Freunde wussten, dass er ein Meister des Kung-Fu war. Sein Geheimnis wurde erst offenbar, als er eine Gruppe Schläger in die Flucht schlug, die einen einzelnen angegriffen hatte. Hätte Leung Lan Kwai damals sein Können nicht zeigen müssen, so wäre die Geschichte des Wing Tsuns wohl an dieser Stelle beendet worden. So aber geschah es, dass er sein Wissen an Wong Wah Bo weitergab, einem Schauspieler bei einer Operntruppe. Damals nannte man alle Opernschauspieler „Jünger der Roten Dschunke“. Leung Lan Kwai hatte ursprünglich niemanden unterrichten wollen, aber Wong Wah Bos aufrechter Charakter und sein Gerechtigkeitssinn stimmten ihn um, so dass ihn Leung Lan Kwai als Schüler akzeptierte.

Wong Wah Bo tauscht die WingTsun- mit den Langstocktechniken von Leung Yee Tai

 

Es war damals üblich, dass die meisten „Jünger der Roten Dschunke“ etwas von der Kampfkunst verstanden. Bei ihren Vorführungen mussten sie dicke Schminke auf ihre Gesichter auftragen, so dass sie nicht zu erkennen waren. Deswegen tarnten sich auch der buddhistische Meister Chi Shin, einer der fünf Älteren des Shaolin-Klosters, der wie die Nonne Ng Mui nach dem großen Brand entkommen war, als Koch auf einer „Roten Dschunke“, um nicht verhaftet zu werden. Obwohl er lange Zeit versuchte, seine Identität zu verbergen, vertraute er sich doch einigen „Jüngern der Roten Dschunke“ an. Aber er wurde nicht verraten. Im Gegenteil! Sie schützten ihn mehrfach erfolgreich in gefährlichen Situationen, denn als rechtschaffende Menschen hassten sie die Mandschu-Regierung und arbeiteten im geheimen an ihrem Sturz, indem sie Vereinigungen gründeten, die Aktionen gegen die Manschu-Regierung unternahmen.

 

So wurde Meister Chi Shin ihr Held. Er brachte ihnen die Kunst des Kämpfens bei, indem er sie im Shaolin-Kung-Fu unterwies, damit sie auf den bevorstehenden Kampf mit den Manschu-Soldaten vorbereitet waren. Unter Meister Chi Shins Schülern verdient Leung Yee Tei besondere Erwähnung. Er war nicht als Schauspieler, sondern als Seemann auf der „Roten Dschunke“. Mit Hilfe einer langen Stange lenkte er die Dschunke. Von all den Techniken, die Meister Chi Shin demonstrierte, gefiel Leung Yee Tai deshalb die „Langstock-Technik“ am meisten. Leung Yee Tei hatte Glück: Meister Chi Shin war einer der wenigen Langstock-Experten, und er hielt Leung Yee Tei für würdig, diese Techniken zu erlernen.

 

Nun aber zurück zu Wong Wah Bo, der in der gleichen „Roten Dschunke“ arbeitete, die Leung Yee Tai mit seinem langen Ruder lenkte. Wong Wah Bo bewunderte Leung Yee Teis Langstock-Technik, und Leung Yee Tei wiederum bewunderte das waffenlose Wing Tsun-Kung-Fu Wong Wah Bos. Sie konnten beide voneiander lernen und tauschten ihre Kenntnisse aus. Auf diese Weise wurde Leung Yee Tei ein Mitglied der Wing Tsun-Familie, und das Wing Tsun-System hatte nunmehr zusätzlich zu seiner Doppelmesser-Methode(Bart-Cham-Dao) auch noch eine weitere Waffen-Bewegungsfolge aufgenommen: die „6 1/2 Punkt-Langstock-Technik“. Als Wong Wah Bo und Leung Yee Tei einander halfen, die Technik des anderen zu erlernen, stellten sie fest, dass sie ihre eigenen Technik mit Hilfe der Technik des anderen ergänzen und verbessern konnten. Zum Beispiel konnten sie die ursprüngliche Langstocktechnik verbessern, indem sie es den genialen WT-Prinzipien unterwarfen. Unter anderem übernahmen sie für den Langstock die Wing Tsun-Trainingsmethode der Arme „Chi-Sao“, so dass die neue Langstock-Übung „Chi-Kwun“ erschaffen wurde. Außerdem machten sie die Technik wirksamer, indem sie den Langstock weniger breit fassten und die Schritt-Technik des waffenlosen Wing Tsun übernahmen.

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