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Leung Jan hatte es finanziell nicht nötig, den WingTsun-Unterricht hauptberuflich zu betreiben. Wenn er Schüler annahm, dann vor allem deshalb, weil er für seine WingTsun-Studien Trainingspartner brauchte. Er hatte deshalb nur wenige Schüler, unter ihnen seine beiden Söhne, Leung Tsun und Leung Bik. Jeden Abend, nachdem er seine Apotheke geschlossen hatte, unterrichtete er WingTsun. Einer seiner Schüler wurde „Wah der Holzmann“ genannt, weil seine Arme hart wie Holz waren und weil er im Training oft die dicken Arme der Holzpuppe zerbrach. Jeden Abend trainierte er unter Anleitung seines Lehrers Leung Jan mit seinen Klassenkameraden WingTsun. Direkt neben seiner Apotheke war der Stand eines Geldwechslers, der Chan Wah Shun gehörte. Man nannte ihn „Wah den Geldwechsler“. Er war nahezu verrückt nach Kung-Fu und wollte unbedingt einem berühmten Meister folgen. Da sein Stand neben Leung Jans Apotheke war und er dessen Auftreten bewunderte, hätte er Leung Jan zu gerne um Unterricht gebeten. Da Leung Jan aber ein reicher Bürger war und einer berühmten Familie angehörte, traute sich Chan Wah Shun nicht, sich ihm mit einer solchen Bitte zu nähern. Auch hatte er große Angst abgewiesen zu werden. Jeden Abend nach der Arbeit schlich sich „Wah der Geldwechsler“ auf Zehenspitzen zur Tür von Leung Jans Apotheke, um Leung Jan durch die Ritze beim WingTsun-Unterricht zu beobachten. Meister Leung Jan war sein Vorbild. Keine Hand- oder Fußbewegung Leung Jans entging seiner Aufmerksamkeit. Und täglich wurde sein Verlangen größer, WingTsun zu erlernen. Eines Tages nahm er seinen Mut zusammen und sprach Leung Jan an. Wie erwartet, wurde er – wenn auch mit freundlichen Worten – abgewiesen. Er war natürlich enttäuscht, aber keinesfalls mutlos. Denn er hatte sich einen Plan zurechtgelegt, wie er sein Ziel dennoch erreichen konnte. Eines Tages, als Leung Jan außer Haus war, brachte Wah der Holzmann zum Training einen starken Mann mit in die Apotheke. Nur Leung Jans jüngerer Sohn, Leung Tsun, war da. Tatsächlich war der Fremde „Wah der Geldwechsler“, der schon seit langer Zeit WingTsun durch den Türspalt gelernt hatte. Leung Tsun wollte sofort mit dem Geldwechsler kämpfen, um festzustellen, wieviel dieser durch den unerlaubten Unterricht gelernt hatte und um natürlich seine Überlegenheit zu beweisen. Leung Tsun hatte nie so hart trainiert, wie sein Mitschüler Wah der Holzmann. Schon beim ersten Kontakt fühlte Wah der Geldwechsler, dass sein Gegner nicht so stark und geschickt war, wie er erwartet hatte. Ohne dass er es beabsichtigt hatte, traf Chan Wah Shuns Handflächenstoß Leung Tsun so hart, dass dieser in den geliebten Sessel seines Vaters geschleudert wurde, so dass ein Stuhlbein brach. Erst waren alle über den Ausgang des Kampfes verblüfft, dann fürchteten sie, dass Leung Jan sie bestrafen würde, weil sein Lieblingssessel kaputt war. Deshalb versuchten sie, den Schaden notdürftig zu tarnen, damit Leung Jan bei seiner Rückkehr nichts bemerkte.
Als Leung Jan am selben Abend zur Apotheke zurückkehrte, wollte er sich nach dem Abendessen auf seinem geliebten Sessel ausruhen. Zu seiner Überraschung brach der Sessel auf einer Seite zusammen, so dass er selbst fast zu Boden stürzte. Als er seinen ältesten Sohn verhörte, erfuhr Leung Jan alles über den Besuch des Fremden und über den Kampf. Darauf musste auch Wah der Holzmann seinem Meister Rede und Antwort stehen. Besonders interessierte Leung Jan, auf welche Weise „Wah der Geldwechsler“ seine WingTsun-Kenntnisse erworben hatte. Leung Jan mußte erfahren, dass der Geldwechsler ihn täglich durch den Türspalt beim Unterrichten beobachtet hatte und dass sein eigener Schüler, „Wah der Holzmann“, ihm Privatunterricht gegeben hatte. Leung Jan ermahnte den Holzmann, dass es falsch sei, ohne Erlaubnis seines Lehrers Kung-Fu zu unterrichten, und ließ sofort den Geldwechsler holen. Da er dachte, dass Leung Jan eine Bestrafung im Sinne hatte, riet er seinem Freund, dem Geldwechsler, in seine Heimatstadt zu fliehen, statt Leung Jan aufzusuchen. Als der Holzmann also ohne den Geldwechsler zurückkehrte, erfuhr er, dass sein Schüler ihn gründlich mißverstanden hatte. Als der Holzmann hörte, dass sein Lehrer nur feststellen wollte, wieviel Chan Wah Shun gelernt hatte, war er überglücklich und brachte seinen Freund schnell zu Meister Leung Jan. Nachdem Leung Jan den jungen Mann geprüft hatte, nahm er ihn ohne weitere Umstände als Schüler an.
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